Standards gegen Fehler: So kämpfen Medizin und Raumfahrt um größtmögliche Sicherheit für Patient und Passagier
MT Aerospace und Uniklinik Augsburg begeistern mit inspirierender Keynote über die Gemeinsamkeiten von Raumfahrt und Medizin. Beide arbeiten eng zusammen, um die Patientensicherheit auf ein nächstes Level zu heben. Ein spannendes Datum kommt zum Schluss.
Hinweis:
Dies ist eine Pressemitteilung des Universitätsklinikums Augsburg.
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Augsburg | Am Ende begeisterte Pfiffe, Johlen und frenetischer Applaus. Die Keynote von MT Aerospace und Uniklinik Augsburg war vielleicht eine der meist beachteten auf dem gestrigen Augsburger Rocketeer Festival. Was nicht verwundert: Gehören doch sowohl das Fliegen als auch der Operationssaal zur direkten Lebenswirklichkeit der meisten Menschen.
Mit einer Katastrophe beginnt es. Sie ereignet sich 1977 auf Teneriffa. Zwei Jumbojets krachen noch auf der Startbahn ineinander. Es gibt fast 600 Tote. Es ist der schlimmste Flugzeugunfall der Geschichte. Aus dieser Tragödie entsteht etwas, das heute als Selbstverständlichkeit gilt: standardisierte Kommunikation, Crew Ressource Management Training, Bodenradar. Jedes Detail wird seither dokumentiert, analysiert und in konkrete Maßnahmen übersetzt – mit durchschlagendem Erfolg: Bei über 644.000 Flügen weltweit kommt es statistisch nur noch zu einem Unfall – oft ohne Personenschaden.
Die inspirierende Keynote von MT Aerospace und Universitätsklinikum Augsburg illustriert auf dem Rocketeer Festival eindrucksvoll, was ein Start auf dem Weg zum Mars und eine Tumor-Operation in Augsburg gemeinsam haben. Mehr, als man denkt.
„Houston, we have a problem“ – mit diesem ikonischen Zitat beginnt nicht nur die Apollo-13-Mission, sondern auch eine Geschichte über Lösungen. Denn nicht Probleme stehen im Fokus der gemeinsamen Keynote von Bernd Beschorner (MT Aerospace) und Dr. Florian Sommer (Universitätsklinikum Augsburg), sondern die Frage: Was können Raumfahrt und Medizin voneinander lernen, wenn es um Sicherheit geht?
Was die Raumfahrt seit Langem kann…
MT Aerospace bringt dieses Sicherheitsdenken in die Praxis: Mit Qualitätssicherungssystemen, Prozessanalysen, KI-gesteuerter Fertigung und einer klaren Kultur des voneinander Lernens und miteinander Sprechens. „Man befähigt die Menschen, die in einer Crew arbeiten, dass jede Person Klartext spricht. Auch die schüchternste Person traut sich dann, dem alt gedienten Kapitän die Meinung zu sagen“, erklärt Beschorner. Seit 1977 gelte: Cancelled the captain, der Kapitän entscheidet nicht mehr allein. „Beide, Kapitän und Co-Pilot, müssen bestätigen: ‚Ja, ich habe es auch so verstanden, wir haben Startfreigabe.‘“ Auch die Marsmissionen von heute basieren längst auf minutiös durchdachten, getesteten und ständig verbesserten Abläufen.
… hat die Medizin in den OP gebracht
Die Medizin hat nachgezogen. Dr. Florian Sommer, Viszeralchirurg am UKA, berichtet von einem Wandel in der Chirurgie, insbesondere in der Tumorbehandlung: Diagnose- und Therapieentscheidungen werden interdisziplinär und interprofessionell getroffen. Das heißt, es arbeiten nicht nur verschiedene Fachdisziplinen zusammen, sondern auch verschiedene Berufsgruppen wie ärztliches und Pflegepersonal. Roboterassistierte Operationen mit dem Da Vinci-System ermöglichen mikromillimetergenaue Eingriffe. Hochmoderne bildgebende Verfahren wie eine Computertomographie liefern hochauflösende Bilder von kleinsten Bestandteilen des menschlichen Organismus.
Dann nimmt Sommer die Gäste mittels Video mit in den OP und zeigt, wie der Da Vinci-OP-Roboter eigentlich funktioniert: „Mit einer 3D-Visualisierung und einer Achtfachvergrößerung haben wir eine exzellente Sicht in das Körperinnere. Die extreme Präzision der Geräte erlaubt uns Chirurgen einen größeren Freiheitsgrad im Körper, als die menschliche Hand außerhalb des Körpers hat. Das Ganze kann der Chirurg mit seiner Konsole perfekt kontrollieren.“ Sicherheit ist kein Bauchgefühl mehr – sie ist messbar. Studien zeigen: Behandlungen in zertifizierten High-Volume-Zentren wie Augsburg mit hohen Eingriffszahlen senken die Sterblichkeit bei Darmkrebs um bis zu 30 Prozent. Erneut Applaus.
Dieses Datum sollten Sie sich merken
Und dann die Frage aller Fragen: Was passiert, wenn Raumfahrtingenieure mit in den OP dürfen – und Chirurgen die Produktionshallen des Raumfahrtunternehmens besuchen? Genau das testen MT Aerospace und das Universitätsklinikum Augsburg aktuell aus. Die Erkenntnisse daraus werden am 28. Januar 2026 beim ersten internationalen „Safety Camp“ in Augsburg im Kongress am Park vorgestellt – ein Treffen für alle, die Sicherheitskultur neu denken wollen: medizinisch, technisch, gesellschaftlich.
BU: Dr. Florian Sommer (links) und Bernd Beschorner gestalten eine faszinierende Keynote auf dem Augsburger Rocketeer Festival. Copyright: Rocketeer Festival