Ursachen und Symptome von Erkrankungen, Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten:
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Epidemiologie, Risikofaktoren und Prognose
Darmkrebs gehört zu den häufigsten bösartigen Tumoren. Er steht bei Frauen und Männern nach Brust- bzw. Prostatakrebs hierzulande an zweiter Stelle aller Krebserkrankungen. Allein in Deutschland erkranken Jahr für Jahr 73.000 Menschen an Darmkrebs, Männer und Frauen in etwa gleich häufig. Jeder 20. Bundesbürger wird im Laufe seines Lebens mit dieser Diagnose konfrontiert. Besonders groß ist das Risiko zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr. Nur 5 bis 10 Prozent der Darmkrebsfälle gehen auf vererbte Genveränderungen zurück. Dazu gehört beispielsweise die familiäre adenomatöse Polyposis. Solche erblichen Krebserkrankungen entwickeln sich schon in jungen Jahren. Bei knapp einem Drittel aller Darmkrebsfälle ist bereits in der engeren Verwandtschaft Darmkrebs aufgetreten. Auch eine solche familiäre Belastung erhöht das eigene Darmkrebsrisiko. Mitglieder dieser Familien sollten sich schon in frühem Alter regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen unterziehen. Die Mehrzahl der Darmkrebserkrankungen tritt allerdings „sporadisch" auf, das heißt, es gibt weder eine Erbkrankheit noch eine familiäre Belastung.
Inzwischen konnten einige Faktoren identifiziert werden, die das Darmkrebsrisiko erhöhen. Fettreiche Ernährung, Übergewicht, Alkohol, Rauchen und mangelnde Bewegung können die Entstehung von Darmkrebs begünstigen. Sie sind aber nie die alleinige Ursache. Ein besonders hohes Darmkrebsrisiko haben Menschen, die unter einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung leiden.
Etwa 90 Prozent der Tumoren entwickeln sich aus gutartigen Darmpolypen (Adenome), und zwar sehr langsam. Bis sich aus einem Darmpolypen ein Karzinom entwickelt, vergehen etwa zehn Jahre. Diese Zeitspanne kann in der Früherkennung genutzt werden und eröffnet die Chance, Darmpolypen und frühe Darmkrebsstadien rechtzeitig zu erkennen und zu entfernen.
Die Prognose bei Darmkrebs hängt entscheidend vom Zeitpunkt der Diagnosestellung ab. Je früher der Krebs erkannt wird, desto besser sind die Chancen, dass er vollständig geheilt wird, oder dass der Patient trotz Darmkrebs noch eine lange Zeit gut leben kann.
Prävention
Dreh- und Angelpunkt in der Prävention, also der Vorbeugung von Darmkrebs ist ein gesunder Lebensstil. Wer normalgewichtig ist, sich regelmäßig bewegt, nicht raucht und Alkohol nur in Maßen trinkt, hat bereits einiges getan, um sein Darmkrebsrisiko zu senken. Und nicht nur das: Auch die Gefahr für andere Krebserkrankungen sowie für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sinkt. Empfehlenswert ist eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse. Reduziert werden sollten nach Möglichkeit Lamm-, Rind- und Schweinefleisch und tierische Fette. Regelmäßige Bewegung sollte ebenfalls auf dem Programm stehen. Allerdings kann ein gesundheitsbewusster Lebensstil die Wahrscheinlichkeit für Darmkrebs senken, dessen Auftreten aber nicht grundsätzlich verhindern. Deshalb ist es wichtig, die angebotenen Früherkennungsmaßnahmen konsequent in Anspruch zu nehmen.
Blut im Stuhl kann ein Hinweis auf Darmkrebs sein. Der Okkultbluttest sucht in Stuhlproben nach Blutspuren, die von Tumoren im Inneren des Darms stammen. Die Krankenkassen übernehmen ab dem 50. Lebensjahr einmal pro Jahr die Kosten. Ab dem 55. Lebensjahr alle 2 Jahre, sofern keine Darmspiegelung in Anspruch genommen wird.
Die Darmspiegelung ist die effektivste und zuverlässigste Methode, Darmkrebs zu verhindern oder in einem sehr frühen Stadium zu erkennen. Werden Darmpolypen - die Vorstufen von Darmkrebs - während der Koloskopie entdeckt, können sie in den meisten Fällen sofort entfernt werden. Zur Früherkennung von Darmkrebs bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen ab dem 50. Lebensjahr bei Männern und ab dem 55. Lebensjahr bei Frauen regelmäßige Vorsorgekoloskopien. Ist ein Familienmitglied an Darmkrebs erkrankt, besteht eine genetische Vorbelastung, oder liegen besondere Risikofaktoren vor, etwa eine chronisch-entzündliche Darmkrankheit, werden Vorsorgekoloskopien früher und in kürzeren Abständen durchgeführt.
Diagnostik:
Die Diagnosestellung erfolgt entweder durch den niedergelassenen Gastroenterologen oder im Endoskopiezentrum am Universitätsklinikum Augsburg. Danach erfolgt die Vorstellung in unserer Darm-Sprechstunde. Dort werden die vorliegenden Befunde mit dem Patienten besprochen und - falls notwendig - weitere Untersuchungen geplant.
Eine Tumorkonferenz der beteiligten Fachbereiche trifft die Entscheidung für eine optimale Therapie. Dabei wird entschieden, ob eine Operation durchgeführt wird, eine Chemotherapie, eine Bestrahlung, oder die Kombination mehrerer Verfahren. Damit lassen sich in bestimmten Fällen nach einer Vorbehandlung auch fortgeschrittene Erkrankungen einer erfolgreichen Therapie zuführen.
Darmspiegelung:
Bei Verdacht auf Darmkrebs empfehlen Experten dringend, eine Darmspiegelung durchzuführen werden. Sie ist die wichtigste Maßnahme, um Darmkrebs sicher festzustellen oder auszuschließen. Der Darm muss bei dieser Untersuchung völlig sauber sein, damit auch kleinste Veränderungen der Darmschleimhaut nicht übersehen werden. Um den Darm zu reinigen, müssen Sie einen Tag vor dem Eingriff drei bis vier Liter einer speziellen Abführlösung trinken, die Ihnen der Arzt verordnet. Bei der Darmspiegelung wird ein dünnes, biegsames, schlauchförmiges Untersuchungsgerät, das Endoskop, über den After in den Darm eingeführt. Zunächst wird das Endoskop vorsichtig bis zum Übergang vom Dünndarm zum Dickdarm geschoben. Dabei wird etwas Luft in den Darm geblasen, damit er sich entfaltet. Dann wird das Endoskop sehr langsam zurückgezogen und die Darmwand genau begutachtet. Von veränderten Schleimhautbereichen werden mit Hilfe einer kleinen Zange Gewebeproben entnommen, Darmpolypen können sofort entfernt werden. Der Arzt wird Ihnen ein Beruhigungsmittel geben, wodurch Sie die Spiegelung kaum wahrnehmen. Die Untersuchung dauert etwa 15 bis 20 Minuten. Die Koloskopie ist sehr sicher. Komplikationen, wie etwa eine Verletzung der Darmwand, kommen extrem selten vor.
Computertomographie oder Magnetresonanztomographie
Ergänzend zur Koloskopie wird bei Verdacht auf Darmkrebs neben dem Ultraschall häufig auch die Computertomographie (CT) oder die Magnetresonanztomographie (MRT) herangezogen. Beide Verfahren liefern wichtige zusätzliche Informationen zur genauen Lage des Tumors und seiner Ausbreitung in die Darmwand oder auch in andere Organe. Außerdem lässt sich per CT oder MRT erkennen, ob sich bereits Metastasen in der Lunge oder der Leber gebildet haben. Die Ergebnisse von Koloskopie, CT und MRT erlauben eine Zuordnung des Tumors zu einem Tumorstadium und bilden die Entscheidungsgrundlage für das therapeutische Vorgehen.
Tumormarker:
Manchmal hinterlässt der Tumor auch seine Spuren im Blut: Er bildet sogenannte Tumormarker, die dann im Blut nachweisbar sind. Häufigste Tumormarker bei Darmkrebs sind das carcinoembryonale Antigen (CEA) und das Cancer-Antigen 19-9 (CA 19-9). Sie können, müssen aber nicht nachweisbar sein. Lassen sich Tumormarker finden, können sie für die Kontrolle des Krankheitsverlaufs verwendet werden. In aller Regel fallen sie nach der operativen Entfernung des Tumors rasch ab. Kommt es zu einem Rückfall, steigen sie wieder an. Dann muss nach einer erneuten Manifestation der Tumorerkrankung gesucht werden
Therapie
In sehr frühen Stadien ist eine komplette Heilung der Erkrankung durch die Abtragung des Tumors im Rahmen einer Darmspiegelung möglich. Meistens ist jedoch eine Operation notwendig. Diese wird nach den neuesten Empfehlungen durchgeführt. In Fällen von lokal fortgeschrittenem Mastdarmkrebs kann durch eine Vorbehandlung (meist Kombination aus milder Chemotherapie und Bestrahlung) und moderne Operationstechniken der Schließmuskel meist erhalten werden und ein dauerhafter künstlicher Darmausgang vermieden werden.
Auch Leber- und Lungenmetastasen können oft operativ entfernt oder mittels Radiofrequenzablation (thermische Zerstörung der Tumorzellen) behandelt werden. Wenn eine Chemotherapie notwendig ist, wird diese entweder in der II. Medizinischen Klinik (Hämatologie und Onkologie), oder in der III. Medizinischen Klinik (Gastroenterologie) am Universitätsklinikum Augsburg durchgeführt. In der Strahlenklinik am Klinikum können bei Bedarf Bestrahlungen durchgeführt werden.
Die Behandlung von Darmkrebs hängt entscheidend vom Stadium und der Lokalisation des Tumors ab sowie vom Allgemeinzustand des Patienten. Die Therapie muss deshalb für jeden einzelnen Patienten individuell entschieden werden. Grundsätzlich stehen dabei drei Therapieoptionen zur Verfügung:
Operation
Wird Darmkrebs diagnostiziert, ist die Operation meist der erste Behandlungsschritt. Dabei werden der betroffene Darmabschnitt und die umliegenden Lymphknoten komplett entfernt. Dazu wird in der Regel ein Teilstück des Darms entfernt. Da der Darm sehr lang ist, bedeutet dieser Verlust in den meisten Fällen keine langfristige Einschränkung der Verdauungsfunktion und Lebensqualität. Nur in frühen Stadien der Erkrankung lässt sich die Krankheit heilen, ohne dass eine anschließende Chemotherapie durchgeführt wird. Wird der Darmkrebs diagnostiziert, wenn bereits Lymphknotenmetastasen in Nachbarschaft zum Primärtumor aufgetreten sind, muss eine Chemotherapie durchgeführt werden. In sehr fortgeschrittenen Stadien wird in Abhängigkeit vom Einzelfall auch auf eine Operation verzichtet. Bei der Operation von Enddarmkrebs wird unter Umständen bei der Operation ein künstlicher Darmausgang (Anus praeter, Stoma) angelegt, um den Darm zu entlasten und den Heilungsprozess zu unterstützen. Meist wird er nach einigen Wochen oder Monaten wieder zurückverlegt. Nur 10 bis 15 % der Darmkrebspatienten müssen dauerhaft mit einem Stoma leben. Bei ihnen liegt der Krebs zu nahe am After, so dass der Schließmuskel nicht erhalten werden kann.
Viele Operationen bei Darmkrebspatienten können heutzutage in sog. "Schlüssellochtechnik" operiert werden. Dabei kann in der Regel auf einen großen Bauchschnitt verzichtet werden. Insbesondere Operationen am Mastdarm und am absteigenden Teil des Dickdarmes werden am Universitätsklinikum Augsburg fast ausschließlich in dieser Technik durchgeführt.
Medikamentöse Therapie
Zytostatika hemmen Wachstum und Ausbreitung von Tumorzellen oder töten sie ab. Für die Behandlung von Darmkrebs stehen mehrere Zytostatika zur Verfügung, die allein, häufig aber auch in Kombination verwendet werden, um eine bessere Wirksamkeit zu erzielen. Sie unterscheiden sich unter anderem in der Anwendungsform: Oxaliplatin und Irinotecan werden als Infusion über zwei bis vier Stunden verabreicht. 5-Fluorouracil (5-FU) wird in Kombination mit Folinsäure verwendet und wird als Dauerinfusion gegeben. Capecitabine ist eine Weiterentwicklung von 5-FU und kann in Tablettenform gegeben werden. Zusätzlich ist eine zielgerichtete Therapie mit verschiedenen Antikörpern möglich. Cetuximab und Panitumumab richten sich speziell gegen einen Wachstumsfaktorrezeptor (EGFR: epidermal growth factor receptor) auf Darmkrebszellen und behindern dadurch das Wachstum dieser Zellen. Bevacizumab ist ein Angiogenesehemmer, der den Tumor von der Blutversorgung abschneidet.
Nebenwirkungen
Eine Chemotherapie ist in der Regel mit Nebenwirkungen verbunden. Sie geht manchmal mit Übelkeit und Erbrechen einher.Teilweiser Haarausfall, Nagelschäden, Schleimhautentzündungen und Blutbildveränderungen treten auf, weil sich die Zytostatika nicht nur gegen Tumorzellen, sondern gegen alle schnell wachsenden körpereigenen Zellen richten. Dazu gehören auch die blutbildenden Zellen im Knochenmark, Haarwurzelzellen und Schleimhautzellen. Außerdem fühlen sich viele Krebspatienten während der Chemotherapie besonders müde und erschöpft. Die meisten Nebenwirkungen lassen sich gut in den Griff bekommen. In schweren Fällen wird die Dosis der Chemotherapie gesenkt oder andere Medikamente werden eingesetzt.
Strahlentherapie
Die Strahlentherapie (Radiotherapie) kommt beim Mastdarmkrebs in Nähe des Schließmuskels zum Einsatz und kann den Heilungserfolg bei Enddarmkrebs unterstützen und die Überlebenszeit verlängern. Denn Enddarmkrebs bildet erneute Tumoren vor allem vor Ort, sogenannte Lokalrezidive. Im Gegensatz zur Chemotherapie handelt es sich bei der Strahlentherapie um eine lokale Therapie: Sie wirkt nur dort, wo bestrahlt wird. Die Strahlentherapie kann Tumorgewebe zielgenau zerstören. Meist wird die Strahlentherapie mit einer Chemotherapie kombiniert. Diese „Radiochemotherapie" kann neoadjuvant oder adjuvant durchgeführt werden, sprich vor oder nach dem operativen Eingriff. Vor allem bei großen Enddarmtumoren wird die neoadjuvante Radiochemotherapie bevorzugt eingesetzt. Die Operation kann dann ca. vier bis sechs Wochen nach Ende der Strahlentherapie durchgeführt werden, wenn sich das gesunde Gewebe erholt hat. Die Bestrahlung wird nach einem genau festgelegten Behandlungsplan durchgeführt. Sie findet täglich ambulant über fünf bis sechs Wochen statt. Jede Bestrahlung dauert etwa zehn Minuten, so dass die Therapie problemlos in den persönlichen Tagesablauf eingebunden und damit auch ambulant durchgeführt werden kann.
Künstlicher Darmausgang
Bei bis zu 15 Prozent der Patienten mit Enddarmkrebs kann der Schließmuskel nicht erhalten werden. Sie müssen dauerhaft mit einem künstlichen Darmausgang leben. Der Darm wird dabei über eine Öffnung in der Bauchdecke ausgeleitet, der Darminhalt von einem Plastikbeutel aufgefangen. Dieser Darmausgang wird auch als Stoma bezeichnet. Der Umgang mit einem Stoma wird Ihnen in intensiven Schulungen genau gezeigt. Dazu gibt es bei uns ausgebildete Stomatherapeuten. Diese informieren Sie über die Anpassung der Ernährung, das richtige Wechseln der Stomabeutel und über Möglichkeiten, wie Sie die Stuhlentleerung beeinflussen können. Erfahrungsgemäß ist selbst nach Anlage eines dauerhaften künstlichen Ausgangs ein aktives Leben mit guter Lebensqualität möglich.