Molekulares Tumorboard

Biomarker als Schlüssel zu neuen personalisierten Therapien

Ursächlich für die Entstehung von Tumoren sind überwiegend Veränderungen im Erbgut, die ihnen einen Wachstumsvorteil verschaffen. Um zu analysieren, welche Veränderungen genau vorliegen, bedienen wir uns der Methoden der molekularen Diagnostik. Moderne molekularpathologische Methoden, insbesondere die Hochdurchsatzsequenzierung, auch Next Generation Sequencing (NGS) genannt, haben die diagnostischen Möglichkeiten bei Tumorerkrankungen in den letzten Jahren deutlich erweitert und erlauben Rückschlüsse auf die Mechanismen, die für die Tumorentstehung verantwortlich sind.

Der klassische Ansatz zur Klassifizierung („Welche Tumorart liegt vor?“) und Therapie („Wie kann er behandelt werden?“) von Tumoren orientiert sich am Ursprungsorgan des Tumors, z.B. Darm, Lunge, Niere, etc.

Noch relativ jung, aber zunehmend häufiger ist ein Klassifikations- und Therapieansatz, der auf den im Zentrum für personalisierte Medizin untersuchten molekularen Veränderungen des Tumorerbgute, den „Biomarkern“ basiert. Diese Biomarker sind der Schlüssel zu einer personalisierten Krebsmedizin, die genau auf das individuelle molekulare Profil jeder einzelnen Patientin und jedes einzelnen Patienten abgestimmt ist.

Mit den Ergebnisse der Erbgutanalyse werden anschließend in den wöchentlichen Sitzungen des molekularen Tumorboards von den Experten personalisierte Therapiemethoden besprochen.

Chance für innovative Behandlungsmöglichkeiten

Für manche Patientinnen und Patienten gibt es keine etablierten Therapieoptionen (mehr) oder es sind besondere Erbgutveränderungen im Tumor aufgefallen. Für diese Patientengruppe bietet das ZPM einmal wöchentlich ein Molekulares Tumorboard (MTB) an: Eine organübergreifende, interdisziplinäre Konferenz, deren Fokus auf den oben genannten molekularen Veränderungen im Erbgut von Tumorzellen liegt.

Für jeden einzelnen Fall, der im MTB besprochen wird, findet im Vorfeld eine erweiterte molekulare Diagnostik statt. Die individuellen molekularen Analysen der Krebspatientinnen und -patienten werden dann gemeinsam mit den klinischen Befunden im MTB besprochen.

Gegebenenfalls können wir hierdurch auch Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenen oder seltenen Krebserkrankungen eine personalisierte Behandlungsmöglichkeit anbieten. Wenn möglich sollte dies im Rahmen einer klinischen Studie erfolgen.  

Wir wissen heute sehr viel mehr über die Entstehung von Krebserkrankungen als noch vor wenigen Jahren. Dabei spielt die Gensequenzierung, d.h. die Analyse des Erbguts von Tumoren, eine wesentliche Rolle.
Prof. Dr. Rainer Claus