Wenn der Tumor trotz aggressiver Therapie wiederkommt

Die AYA-Studie nimmt Adolescents und Young Adults in den Blick, also Jugendliche und junge Erwachsene, die an einem bösartigen Tumor des zentralen Nervensystems (ZNS) erkrankt sind. Die Heilungschancen sind insgesamt nicht günstig. Oft treten Spätfolgen der Erkrankung und der Therapie auf. Das Bayerische Zentrum für Krebsforschung (BZKF) hat nun die AYA-Studie eröffnet, an der auch Augsburger Krebsforscher mitwirken. Sie soll Diagnostik und Therapie bei dieser besonderen Patientengruppe deutlich verbessern.

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Dies ist eine Pressemitteilung des Universitätsklinikums Augsburg.
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Augsburg | „Die Heilungschancen für Jugendliche und junge Erwachsene mit hochgradigen ZNS-Tumoren sind immer noch äußerst unbefriedigend. Bei vielen Patientinnen und Patienten kommt es trotz aggressiver Therapien zu einem Wiederauftreten der Tumoren nach einer ersten Behandlung“, sagt Prof. Dr. Dr. Michael C. Frühwald, ein national und international hoch angesehener Onkologe und Direktor der universitären Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Mithilfe der AYA-Studie kündigten sich nun jedoch neue Perspektiven und Möglichkeiten zur signifikanten Verbesserung dieser bislang schlechten Prognosen an.

Tumorbiologie in der Altersgruppe zwischen 15 und 39 Jahren vergleichbar

In der AYA-Studie arbeiten Kinder-, Jugend- sowie Erwachsenenmedizinerinnen und -mediziner in einem innovativ strukturierten Netzwerk eng zusammen, um durch Wissensaustausch innerhalb des BZKF und die Bündelung von Ressourcen zu verbesserten Behandlungsergebnissen beizutragen. Denn die Tumorbiologie und die klinischen Bedürfnisse sind innerhalb der Altersgruppe der Patientinnen und Patienten zwischen 15 und 39 Jahren vergleichbar.

Das Forschungsvorhaben wurde in den letzten Monaten von den beiden vom BZKF initiierten Studiengruppen
•    Primäre und sekundäre maligne Hirntumoren bei Erwachsenen und
•    ZNS-Tumoren des Kindes- und Jugendalters
standortübergreifend gemeinsam entwickelt. Dabei wurden Methodenbausteine beispielsweise zur Weiterverarbeitung von Bildgebungsdaten sowie Tumorgewebe und Nervenwasser, im Fachjargon Liquor genannt, entwickelt.

Entscheidend hierbei ist eine Kooperation mit der Mint Medical GmbH, die Teil der Brainlab Companies ist, und die somit entstandene cloudbasierte Datenintegrationsplattform, die einen wissenschaftlich fundierten und datenschutzgerechten Daten- und Materialtransfer zwischen den sechs bayerischen Universitätskliniken und angeschlossenen außeruniversitären Einrichtungen sowie die anschließende wissenschaftliche Auswertung ermöglicht.

Prof. Dr. Peter Hau, AYA-Studienleiter und Sprecher der BZKF-Studiengruppe Primäre und sekundäre maligne Hirntumoren bei Erwachsenen, erklärt: „Eine umfassende Biomaterial- und Bildgebungsbasierte Studie für die vielschichtige Bewertung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Hirntumoren ist in Deutschland – im Gegensatz zu anderen Ländern – bisher noch nicht etabliert worden.“ Mit der AYA-Studie würden erstmals alle verfügbaren Daten in die Diagnostik einbezogen. So können zum Beispiel Daten aus Magnetresonanztomografie (MRT) und Positronenemissionstomografie (FET-PET), aus Flüssigbiopsien und Strahlentherapieplänen wichtige Informationen über die Biologie und Prognose der Tumorerkrankung beisteuern. „Möglicherweise kann die moderne Bildgebung die Therapiemittelfristig entscheidend verbessern“, so Hau.

Flüssigmaterial-Proben erlauben Rückschlüsse auf genetische Merkmale von Hirntumoren

Sowohl Frühwald als auch Hau sind diesbezüglich optimistisch. Denn in den letzten Jahren wurde der Nutzen sogenannter liquid biopsies, also Flüssigmaterial-Proben wie Liquor oder Blut, bei der Diagnostik von Hirntumoren bestätigt. So konnten nicht nur Rückschlüsse auf die Art des Tumors gezogen, sondern auch genetische Merkmale des Tumors aufgedeckt und Aussagen zu möglicherweise hochwirksamen Therapien getroffen werden. Ähnliche Entwicklungen sind in der Nutzung von Bildgebungsinformationen aus MRT und FET-PET sowie von Strahlentherapieplänen bekannt. Diese Erkenntnisse werden nun in der AYA-Studie erstmals zusammengefasst und in einer Gruppe von Patientinnen und Patienten mit primären Hirntumoren untersucht. Ziel ist es, damit das Verständnis der Krankheitsentstehung und der Diagnose in dieser Patientengruppe entscheidend voranzubringen.

BU: Prof. Dr. Dr. Michael Frühwald, Co-Studienleiter und Sprecher der BZKF-Studiengruppe „ZNS-Tumoren des Kindes- und Jugendalters“. © Universitätsklinikum Augsburg